Werkstattgespäch
Christel Suckow & Dominik Graf

Kreativer Frühling

Blickt man in der frühen oder aktuellen Filmgeschichte weltweit oder national auf das Werk namhafter, künstlerisch ausgereifter Regisseure, so fällt in überwältigender Mehrheit eines auf: Hinter jedem dieser Regisseure steht in auffallender Kontinuität ein starker Filmeditor.

Rainer Werner Fassbinder und Thea Eymèsz, Eberhard Fechner und Brigitte Kirsche, Helmut Käutner und Klaus Dudenhöfer, Wim Wenders und Peter Przygodda, Dominik Graf und Christel Suckow. Die Reihe der auf ihre Weise so unterschiedlich erfolgreichen Paarungen ließe sich endlos fortsetzen und dies ausdauernder als beispielsweise Kooperationen zwischen Regisseuren und Kameraleuten. Warum ist das so?

Der Editor als Korrektiv, als Komplize, als Koautor: Wie gestaltet sich das Zusammenspiel von Inszenierung und Montage in der Praxis eines solch über Jahre hinweg erfolgreichen Teams? Das Werkstattgespräch von Film+ geht dieser Frage neuerlich nach und gibt Einblick in das Arbeitsverhältnis von Christel Suckow und Dominik Graf, einem Team, das seit 1978 bis heute immer wieder gemeinsam Filme realisiert.

Ist es die Art, das Material zu lesen, die zwischen den Kreativen stimmen muß, ist es das Gespür für Dramaturgie und Rhythmus, das sich beiderseits zu ergänzen hat, oder darf am Ende die Kongruenz der Meinungen gar nicht sein?

„Kalter Frühling“ markiert den zwölften gemeinsamen Film der beiden, und jeder von ihnen wurde in der entsprechenden Kategorie dafür ausgezeichnet: Dominik Graf mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Regie, Christel Suckow mit dem Deutschen Kamerapreis für die beste Schnittleistung. „ Kalter Frühling“ wird die Grundlage bilden für das Gespräch mit diesem Editoren/Regisseur-Duo, das seit Jahren in besonderem Maße künstlerisch harmoniert.

Gäste

Kalter Frühling

D 2004. R: Dominik Graf. B: Markus Busch. K: Hanno Lentz. S: Christel Suckow. M: Dieter Schleip. P: Colonia Media, Bavaria. D: Jessica Schwarz, Angela Roy, Friedrich von Thun, Misel Maticevic, Matthias Schweighöfer, Tanja Gutmann u.a. 90 Min.

Weil ihr Vater seinen 65. Geburtstag feiert, steigt die zweiundzwanzigjährige Jurastudentin Sylvia in ihr Cabrio und fährt hinaus zum Landsitz der Eltern. Ihre Cousine Manuela ist bereits da und bespricht seit dem Morgen mit ihrem Onkel und dessen Anwalt die finanzielle Situation des Familienunternehmens, die sich soeben bedrohlich verschlechtert hat. Manuelas Lebens-gefährte ist bereit, Geld in das Unternehmen zu investieren, wenn ihr die Geschäftsführung übertragen wird.

Als Sylvia erfährt, daß Manuela die Firmenleitung übernimmt, ist sie wütend, denn sie hat damit gerechnet, nach Abschluß ihres Studiums ihren Vater abzulösen.

Kurz darauf wettet Sylvia mit zwei Freundinnen in einer Bar, es werde ihr gelingen, von einem fremden Mann 1000 Euro für eine Nacht zu bekommen. So gerät sie an Rico, aber sie will gar kein Geld von ihm, sondern verliebt sich in ihn, obwohl sie mitbekommt, daß er von betrügerischen Finanzmanipulationen lebt. Er hat sie gewarnt, daß er nichts gern zweimal macht, aber das plötzliche Ende der Liaison kommt für Sylvia doch überraschend.

Als ein Arzt feststellt, daß sie sich mit Syphilis infiziert hat, besucht Sylvia ihre Eltern und gesteht ihnen die heikle Krankheit und ihr Versagen bei einer wichtigen Klausur. Man berät sich mit Freunden und verlangt dann von Sylvia, daß sie wieder zu den Eltern zieht. Die Wohnung, die sie ihr gemietet haben, kündigen sie. Doch stattdessen verkauft Sylvia ihr Auto und nimmt sich ein Hotelzimmer bis Ben, der junge Nachtportier, sie mit zu sich in seine verwahrloste Wohnung nimmt. Sylvia hält den Dreck in Bens Wohnung nicht lange aus, und als sie aufräumt, stößt sie auf ein Drogenbesteck und flieht. Einige Zeit lebt sie von Prostitution, ihr Studium hat sie längst aufgegeben.

 

 
 

 
 
 
 
 
 

 

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